Eine stillgelegten Beton- und Baustofffabrik in Idaho Falls (der Monroc Facility) ist der Ausgangspunkt von Michaela Grills gleichnamiger Videoarbeit. Ein Standbild der malerischen Industrieruine zieht sich refrainartig durch die knapp halbstündige Komposition, deren Strophen drei autonom für sich stehende Abstraktionsstudien bilden. Die durchgehende Vertonung durch Martin Siewert unterstreicht den synästhetischen Charakter der Suite, etwa indem sie akustische Schattenwürfe einsetzt, wo das Videobild auf musikalischen Parametern wie Rhythmik, Timbre oder Tonalität aufbaut. Wird das Einzelbild in der wiederkehrenden Reprise in seinen Farb- und Helligkeitswerten moduliert, so proben die drei Einzelepisoden abstraktere Bildeigenschaften durch. Ausgehend von einem Fenster auf der Fassade des Betonwerks ist dies zunächst der Aspekt der räumlichen Tiefe, den Monroc in einem sogartigen Zoom mit sich fortwährend überlagernden Fadenkreuzen zu fassen versucht. Der zusehends sich verdüsternde Musikfluss verstärkt die Tiefenwirkung. Die zweite Episode widmet sich dem Moment der Transparenz bzw. Opazität: Grautöne und Schwarzweißschichten verschwimmen wie durch mehrere Glasscheiben hindurch zu immer neuen amorphen Eintrübungen. Die dritte Ebene schließlich nimmt anhand eines unterteilten Fensters den Aspekt der Bildauflösung ins Visier: Die stark vergrößerten Pixel werden dabei projektionsfüllend zwischen beschleunigtem Flimmern and architektonischer Statik in Schwebe gehalten. Power-Akkorde stemmen sich dem endgültigen Bildzerfall entgegen. Am Ende findet Monroc mit dem wiederkehrenden Still einen lyrischen, ja sanften Ausklang.
(Christian Höller)
Quelle: www.sixpackfilm.com
Ein Film von Michaela Grill und Martin Siewert
Empfohlene Zitierweise
mica (Aktualisierungsdatum: 26. 3. 2020): Siewert Martin . "monroc" - Musik zum Kurzfilm. In: Musikdatenbank von mica – music austria. Online abrufbar unter: https://db.musicaustria.at/node/173805 (Abrufdatum: 22. 12. 2024).